EmK Braunschweig

Sie sind hier:  Startseite > Archiv von Andachten > Andacht Februar 2019

Andacht Februar 2019

Monatsspruch Februar 2019

Liebe Leserin, lieber Leser ! 

Vor ein paar Tagen hatte ich ein Gespräch mit einer Nachbarin. Sie sprach von ihrer Freundin, Mutter von drei Kindern im Alter von 6 bis 16 Jahren. Sie ist an Krebs erkrankt – aller Wahrscheinlichkeit nach kann nur noch ein Wunder helfen. „Was sagt man so einem Menschen?“, war die Frage meiner Nachbarin. Macht man Mut, sagt man: „Du schaffst das!“ - ohne selbst daran zu glauben? Oder wendet man sogar den Vers unseres Monatsspruchs aus dem Februar an?

Alleine gelesen wirkt dieser Vers auf den ersten Blick wie eine Vertröstung auf das Jenseits: Ist doch egal, wie schwer dieses Leben ist, das Entscheidende kommt ja erst noch. Ist doch egal, ob es in dieser Welt Gerechtigkeit gibt oder nicht. In der ewigen Herrlich­keit werden die Benachteiligten zu ihrem Recht kom­men. Ist doch egal, ob du deine drei Kinder und dei­nen Mann zurücklässt. Nein - diesen Vers so als Trost zu verwenden, klingt in meinen Ohren eher nach Hohn als nach Hilfe, denn die Leiden der Freundin fallen ins Gewicht, sie sind da und sie bleiben auch. In solch einer Situation bestimmen die Leiden den gesamten Alltag. Da hilft auch keine Vertröstung ins Jenseits. 

Doch Paulus propagiert hier keinen billigen Trost, denn der Gesamtzusammenhang lässt diesen Vers in einem anderen Licht erscheinen. Im zentralen 8. Kapitel seines Briefes an die Gemeinde in Rom berichtet Paulus von der Kraft, die hinter unserem Monatsvers steht: Die unüberwindliche Liebe und Treue Gottes. Paulus will auf eine Kernaussage hinaus: Nichts, aber auch gar nichts kann uns trennen von der Liebe Gottes. Und aus diesem Blickwinkel heraus gibt Paulus dem derzeitigen Leiden der Menschen eine andere Bedeutung.

Die ganze Schöpfung seufzt unter ihrer Vergänglich­keit. Aber sie fügt sich nicht in ihr Leiden. Sie erwartet stattdessen sehnsüchtig die Befreiung von Leid und Tod. Und Gott hat den Menschen seinen Geist gege­ben, damit sie schon jetzt erkennen können, dass die Vollendung der Welt bereits angebrochen ist, so wie sich bei einer Geburt das neue Leben mit dem Ein­setzen der Wehen ankündigt. Dieser Prozess kommt nicht erst. Wir dürfen ihn jetzt schon erleben. Wir können dem Leid dieser Welt entgegenschleudern: „Du wirst nicht gewinnen!“

Für Paulus steht die Menschheit deshalb in einer Lei­densgemeinschaft mit allen anderen Geschöpfen. Wir, die wir an Gott glauben, sollen stellvertretend für die gesamte Schöpfung die Hoffnung nicht aufgeben, dass sich am Ende die Liebe Gottes durchsetzt und die gesamte Kreatur von Tod und Leiden befreit wird. Und wenn bis dahin Geduld im Leiden notwendig ist, dann, um der Welt von dieser Hoffnung zu berichten. Die Kraft, die Leiden zu ertragen und nicht zu verzweifeln, gewinnt Paulus aus der Gewissheit, dass das Seufzen der Schöpfung bei Gott nicht belanglos ist. Wir finden Gehör, weil der Heilige Geist die Bitten der Verzagten vor Gott so zur Sprache bringt, dass sie erhört werden. Gott hört zu. Wir dürfen mit unserem Leid, mit unserer Trauer und mit unserer Angst zu ihm kommen in dem Wissen, dass er uns mit seiner Liebe und mit seiner Kraft hindurchtragen wird. Dass er für uns und unsere Lieben sorgen wird, gerade dann, wenn wir es selbst nicht mehr können.

Von dieser Hoffnung zu sprechen, Menschen, die leiden, von der Liebe und der Kraft Gottes, die höher ist als alle menschliche Vernunft, zu erzählen, ihnen Mut zu machen, weil sie das Leid nicht alleine durch­stehen müssen – das kann echte Hilfe sein. Nicht erst im Jenseits, sondern schon jetzt.

Ihr und euer Pastor Dirk Liebern

(Bildnachweis: © saphir-albatros / cc0 – gemeinfrei / Quelle: pixabay.com)

Powered by CMSimple| Template: ge-webdesign.de| Login